Ein Haus aus Stroh – eine ungewöhnliche, aber keine neue Bauform. Schon seit Jahrhunderten wird Stroh als Dämmmaterial oder zum Bauen ganzer Häuser verwendet. Die Verwendung von Strohballen zum Hausbau war vor allem in den USA eine schnelle und günstige Technik, um langlebige Gebäude zu errichten. Seit den 1970er Jahren werden solche Häuser auch in Europa und in der Schweiz gebaut. Der Architekt Werner Schmid vom Atelier Werner Schmid hat sich dem Strohballenbau gewidmet und plant und baut seit 2002 Häuser aus Strohballen in der Schweiz.
Für Joel und Debora Kunz hat er, als Bürogebäude für ihr Gartenbauunternehmen Gartist GmbH, ein besonderes Strohhaus entworfen: Ein Strohballenhaus mit Kraggewölbekonstruktion. Dieser bisher erste Bau in der Schweiz wird momentan in der Industriestrasse 3 in Bubikon ZH errichtet. Hier entsteht der Firmensitz des Unternehmens: Ein Büro mit Ausstellungsraum, mitten in einem Garten zum Erleben und Entdecken für die Kunden. Das Gebäude ist ein modernes, ökologisches und nachhaltiges Niedrigenergiehaus und basiert doch auf den ältesten Bauweisen der Welt. Damit das Gebäude gut durchlüftet und vor Wasser und Ungeziefer geschützt ist, wird es als Pfahlbau errichtet. Diese Bauweise war schon 5000 v. Chr. üblich und effektiv. Die Wände werden aus 2.50 x 1.20 x 0.75 Meter grossen und etwa 300 Kilogramm schweren, sehr stark verdichteten Strohballen aufgeschichtet. Stabilität bekommt das Gebäude durch die Fensteröffnungen, die als rund 7-12 x 1.3 x 0.8 Meter grosse Holzkisten ausgebildet sind und um die herum die Ballen gestapelt werden. Durch einen Verputz der Wände mit Lehm- und Kalkputz sind sie nicht nur wasserdicht sondern auch genauso brandsicher wie ein Betonhaus.
Kraggewölbe werden schon seit etwa 4000 v. Chr, errichtet. Hierbei handelt es sich nicht um ein Gewölbe im klassischen Sinn. Die Steine, oder wie hier die Strohballen, werden ab dem ersten Stockwerk auskragend aufeinander gestapelt, bis sie sich in der Mitte treffen. Die immer um etwa 30 Zentimeter versetzten Ballen bilden so ein 67 Grad steiles, und 6 Meter hohes Dach welches dadurch ohne Pfosten oder andere stützende Elemente auskommt. Als Dachabschluss wird ein Oblicht montiert, das das gesamte Gebäude mit Licht durchflutet. Die zwei eingezogenen Stockwerke sind als Galerie ausgebildet um den offenen und lichten Charakter des Gebäudes zu erhalten. Die Treppung der verputzten Strohballen bleibt sichtbar und bietet spannende Perspektiven von unten nach oben.
Interessant an dieser Bauweise ist nicht nur die Einfachheit sondern auch die Ökobilanz: Der Bau eines Strohhauses benötigt im Vergleich zu konventionellen Bauweisen sehr wenig Grauenergie und ist es erst mal fertig, muss praktisch nicht mehr geheizt werden. Für eisige Winter wird ein kleiner Not-Holzofen eingebaut. Das Warmwasser für das Gebäude wird über Kollektoren erhitzt und das Regenwasser wird unter dem Haus gesammelt, um den grossen Schau- und Erlebnisgarten damit zu bewässern, der um das Strohhaus entsteht. Auf der Baustelle in Bubikon ist Ende letzten Jahres bereits das Fundament, die Pfähle und der Boden des Erdgeschosses fertiggestellt worden. Im März wird nun das Haus aufgebaut. Innerhalb von einer Woche, vom 13. bis zum 17. März 2017 werden die Strohballen aufgeschichtet und der Rohbau fertig gestellt. In der Woche danach wird das Dach mit einem Oblicht montiert.
Die Anlage wird im Mai fertiggestellt, ist öffentlich zugänglich und kann ab dem 20. Mai gemietet werden. Das grosse Eröffnungsfest findet am 26. Und 27. August 2017 statt. Die Feier der Firma Gartist wird begleitet von Führungen und Reden über den Garten und das Strohhaus. Jeder interessierte ist zur Feier herzlich eingeladen.